Ferrari im Kopf

Unter Migräne leiden jeden Tag 900.000 Menschen in Deutschland. Tag für Tag. Martin Leonhard weiß davon ein Lied zu singen. Bis zu 22 Tage im Monat musste er zu starken Migränemitteln greifen. Chronische Migräne. Medikamentenübergebrauch. Er weiß auch davon ein Lied zu singen, dass im Umfeld bei Arbeitskollegen, Freunden und Angehörigen, ja selbst bei vielen Ärzten wenig Kenntnis über dieses weit verbreitete, bisweilen schwere Leiden vorhanden ist. „Ach ja, ich habe auch ab und zu Kopfschmerzen,“ bekommen Patienten gern entgegnet. Migräne ist komplex. Martin Leonhard gelingt es mit seinem neuen Buch, wesentliche Aspekte bildhaft und anschaulich zu vermitteln.


Migräne-Patienten haben genetisch bedingt einige Besonderheiten. So etwa einen erhöhten Stoffwechsel im Gehirn. Eine kontinuierliche Energieversorgung und eine darauf angepasste Ernährung sind wichtig. Mangelsituationen können Migräneattacken auslösen. Positiv wirkt sich aus, und diese Besonderheit ist auch vielen Betroffenen nicht bewusst, dass sie Schnelldenker sind. Professor Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, nennt das den „Ferrari im Kopf“. Ein Ferrari läuft hochtouriger als eine gewöhnliche Familienkutsche.


Dieses Bild des Formel-I-Rennwagens entwickelt Leonhard, selbst seit fast 40 Jahren Migräne-Patient, weiter. Hochwertige Kraftstoffversorgung ist für beide wichtig. Auch sieht man weder dem Rennwagen noch dem Migräne-Patienten an, wenn es ihnen schlecht geht. Solche Menschen haben gelernt, nach außen zu funktionieren. Erst in der Übergangsphase bis gar nichts mehr geht, leiden sie nach außen sichtbar. Regelmäßigkeit ist ein Schlüssel für Verbesserungen. Schlafen, Essen, Trinken, Erholung sind zentrale Faktoren bei Migräne-Patienten. Der Rennwagen dreht auch wie ein Uhrwerk seine Runden. Und dann gibt es die Flaggensignale am Rand. Wer sie nicht wahrnimmt, bekommt ein Problem. Die zu erkennen, muss von Betroffenen erst wieder gelernt werden.


Dieses Bild, ausgehend vom Ferrari im Kopf, baut Leonhard in seinem kürzlich erschienenen Buch „Erfolgsfaktoren meines Kieler Migränekoffers“ in den grauen Farben der Migräne mit vielen Facetten weiter aus. So erfahren wir, was dem Elektrobooster beim Formel-I-Rennwagens entspricht und was bei der Wahl der Werkstatt, beim Boxenstopp wichtig ist. Um weiterkommen zu können, müssen Betroffene zunächst selbst zum Spezialisten Ihrer Krankheit werden, die oft eine schwerwiegende Behinderung ist.

 

Heute hält der Behandlungserfolg beim Autor weiter an. Die Tage, an denen er Triptane, hochspezielle Migränemedikamente, braucht, konnte er um zwei Drittel reduzieren. Mit seinen Erfolgsfaktoren möchte er anderen Mut machen.

 

Ferrari-Aspekte im Leben und Leiden von Migräne-Patienten:

  • Leistungsbooster
  • High Tech Boxenstopp
  • Regelmäßigkeit
  • Flaggensignale
  • Gibt es den Teslamodus für Ferrari?
  • Einsitzer
  • Eingeengt im Cockpit – schwerbehindert?
  • Lenkrad als Schlüssel
  • Lärm und Sinneseindrücke
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